Inzwischen gibt es in der Facebook-Gruppe geradezu unzählige tolle Tipps zur Verarbeitung von meinen Stoffen, und damit dieses wertvolle Wissen nicht verloren geht, habe ich die Wichtigsten hier einmal zusammen gesammelt.
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Vorwäsche
Da Stoffe in der Wäsche immer etwas einlaufen können, empfehle ich, die Stoffe (insbesondere auch die Bündchen) vor dem Vernähen so vorzuwaschen, wie sie auch später, als fertige Kleidungsstücke, gewaschen werden sollen. Dies ist auch deswegen besonders wichtig, da jede Waschmaschine leicht anders wäscht. -
Zuschnitt
Da Wollfasern sich mehr dehnen als Baumwolle, empfiehlt es sich für Kleidungsstücke, die körpernah sitzen sollen, je nach Statur des zu benähenden Menschen(!) etwa eine Größe schmaler zuzuschneiden als man es aus Baumwolljersey tun würde. Der Zuschnitt gelingt besonders gut, wenn man mit einem scharfen Rollschneider einmal um das Schnittmuster herumfährt, da hierbei die Gefahr des ungewollten Dehnens des Stoffes am geringsten ist. Ersatzklingen für Rollschneider gibt es hier: https://danischpur.de/products/rollschneider-ersatzklingen-von-prym-45mm -
Stoffseite beim Zuschnitt
Wolljersey und Wolle-Seide-Jersey sind eigentlich Interlock-Stoffe und haben somit keine ausgewiesene rechte oder linke Seite (insbesondere rollen sie sich daher auch nicht nervig am Rand auf). Bei den nicht bedruckten Stoffen ist dies besonders praktisch, da man somit sehr platzsparend zuschneiden kann. Unser besonderer Tipp dabei: Stoffteile, die man laut Schnittmuster in doppelter Stofflage ausschneiden kann lieber nur einzeln ausschneiden. Gerade bei Ärmeln spart man da wahnsinnig viel Stoff. Nur aufpassen, dass der Fadenlauf dennoch beachtet wird, die Dehnbarkeit ist nämlich nur in eine Richtung gegeben. -
Nadeln
Als Nadeln unbedingt Super Stretch Nadeln https://danischpur.de/products/super-stretch-nadeln-schmetz wählen, da sie die Fasern nicht durchstechen, was für Löcher im Stoff sorgen kann, sondern sie durch ihre abgerundete Spitze beiseite schieben. Diese Nadeln sind auch bei der Verarbeitung mit der Overlock zu verwenden. Die Verwendung von falschen Nadeln (hierzu zählen auch Jersey-Nadeln) ist für die meisten Probleme (Schlaufenbildung an der Unterseite, Auslassen von Stichen, Löcher entlang der Nähte) beim Vernähen stark dehnbarer Stoffe verantwortlich. Das regelmäßige Erneuern von Nadeln empfiehlt sich, um immer ideale Nähergebnisse zu erhalten. -
Garnauswahl
Prinzipiell ist jedes Garn, mit dem eure Maschine zurecht kommt, geeignet. Wir haben leider bisher keine guten Erfahrungen mit Bio-Baumwollgarnen gemacht, da diese in vielen Maschinen beim Nähen schnell reißen und haben daher sehr reißfestes und farblich zu unseren Stoffen passendes Polyester-Nähgarn in unserem Sortiment https://danischpur.de/products/nahgarn. -
Maschinenwahl
Wolle-Seide und Wolljersey lässt sich sehr gut sowohl mit der Overlock als auch mit einer normalen Nähmaschine verarbeiten. Beim Nähen mit der Nähmaschine sollte ein dehnbarer Stich wie z.B. Zickzack-Stich oder ein Fakeoverlockstich gewählt werden, da die Nähte im sehr dehnbaren Stoff sonst bei Beanspruchung reißen würden. Dies gilt insbesondere auch für das Absteppen - auch hier empfehlen wir keinen Gradstich oder eine Zwillingsnaht zu verwenden, die dies unter Verwendung schnell reißen kann, sondern einen dehnbaren Stich. -
Verarbeitung mit der Nähmaschine
Falls die Nähmaschine einen verstellbaren Nähfußdruck hat, empfiehlt es sich, diesen zu verringern. Dadurch wird weniger Druck auf den Stoff ausgeübt und er verzieht sich beim Nähen weniger. Falls die Nähmaschine keinen verstellbaren Nähfußdruck hat, kann ein Obertransportfuß verwendet werden. Dieser sorgt dafür, dass der Stoff oben wie unten gleichmäßig transportiert wird. Um abschätzen zu können, ob der Nähfußdruck genügend verringert worden ist oder wie sich das Nähen mit einem Obertransportfuß anfühlt, empfiehlt es sich, vorher an einem Reststück einige Probenähte zu machen. -
Verarbeitung mit der Overlock
Wird der Jersey mit der Overlock genäht und wellen sich die Nähte hierbei, hilft es, wenn der Differentialtransport erhöht wird. Der Differentialtransport steuert, wie schnell der Stoff mit dem vorderen und dem hinteren Transporter der Overlock transportiert wird und kann somit das Wellen beim Nähen verhindern. -
Bügeln
Wolle-Seide kann mit Wolleinstellung am Bügeleisen problemlos gebügelt werden, sowohl mit Dampf als auch ohne. Hierbei kann sich der Stoff in der Farbe leicht verändern, das verschwindet allerdings nach einigen Minuten wieder und bedeutet nicht, dass dem Stoff etwas zugestoßen ist. Insbesondere ist auch das Anbringen von Bügelbildern möglich. Hier auf Temperatur und Länge beim Aufbügeln achten. -
Nähen
Unbedingt den Stoff lediglich führen, niemals an ihm ziehen! Wenn am Stoff gezogen wird, bilden sich Wellen in der Naht. Beim Start mit der Nähmaschine nicht zu nah am Rand beginnen, da sonst u.U.der Stoff in die Maschine gefressen wird. Es kann helfen, die beiden Fadenenden von Ober- und Unterfaden zu halten und sanft an ihnen zu ziehen, bis der Stoff richtig unter dem Nähfuß läuft. Und – besonders wichtig - LANGSAM NÄHEN. -
Nähen an dickeren Stellen
Knifflig kann es werden, wenn man zum Beispiel beim Annähen eines Bündchens an einer Stelle auf einmal über viele Lagen Stoff auf einmal darüber nähen muss. Dann wird der Stoff nicht richtig gleichmäßig transportiert und die Maschine näht „auf der Stelle“. Hier – und NUR hier - kann es hilfreich sein, ganz sanft am Stoff zu ziehen und dem Transporteur bei der Bewältigung dieses kleinen Hindernisses zu helfen. Anschließend sofort nicht weiter ziehen! Alternativ kann hier auch helfen, den Nähfuß leicht anzuheben und einige Stiche mit dem Handrad zu nähen, bis das Hindernis überwunden ist. -
Absteppen
Wenn eine Quernaht, auf der später bei Zug eine Belastung sitzt, abgesteppt werden soll, sollte ein dehnbarer Stich gewählt werden. Beim Geradstich ist sonst später das Nähwerk an dieser Stelle nicht mehr dehnbar, was zum schnellen Reißen der Naht führen würde. -
Versäubern
Wird mit einem dehnbaren Stich wie dem ZickZack-Stich oder Fakeoverlockstich genäht, ist anschließend die Nahtkante auch direkt versäubert. Dasselbe gilt selbstverständlich auch, wenn man mit der Overlock näht. Beim Wolljersey oder Wolle-Seide empfiehlt sich das Versäubern, da sonst Laufmaschen entstehen könnten. Beim Kuschelwalk ist Versäubern nicht notwendig, dieser kann auch offenkantig verarbeitet werden. Der Pommernwalk dagegen muss versäubert werden. -
Säumen
Für Säume hat sich folgendes Vorgehen in der Gruppe sehr bewährt: bei Vorhandensein einer Overlock wird die Stoffkante mit der Overlock versäubert, anschließend umgeklappt und gebügelt. Es sollten mindestens 2cm umgeklappt werden, da sich sonst am Ende der Saum beim Tragen des Kleidungsstücks nach außen umklappt. Nun wird ertastet, wo die Stoffkante liegt und von rechts mit einem dehnbaren Stich (hübsch sieht auch ein Dreifach-Zickzack-Stich oder ein dehnbarer Zierstich aus) gesäumt. Durch das Nähen auf der Versäuberung wird das Risiko von zu starkem Dehnen des Stoffes minimiert. Alternativ ist es auch möglich, Stickvlies https://danischpur.de/products/stickvlies-fur-fluchfreien-nahspass unter die Naht zu legen, auch dieses verhindert das Dehnen des Stoffes beim Nähen und somit die Wellenbildung. Stickvlies auf der linken Stoffseite unterlegen, da auch nach dem Ausreißen voraussichtlich Reste in der Naht bestehen bleiben. -
Wellenbildung
Wenn sich doch einmal Wellen gebildet haben, hilft es, am Ende mit dem Bügeleisen die gewellten Nähte einmal abzudampfen. Hierzu das Bügeleisen auf Wolle einstellen, zudem die Dampf-Funktion aktivieren. Nun das Bügeleisen knapp über den Stoff halten und auf die Naht dampfen, anschließend kurz aufpressen. -
Applikationen
Bei Applikationen empfiehlt sich aufgrund der starken Dehnbarkeit des Stoffes, Stickvlies https://danischpur.de/products/stickvlies-fur-fluchfreien-nahspass unter den Stoff zu legen. Auch hier das Stickvlies auf der linken Stoffseite unterlegen, da nach dem Ausreißen voraussichtlich Reste in der Naht verbleiben werden. Mini-Stücke an Stoff für das Applizieren, findet ihr manchmal hier: Klick- die Mini-Überraschungspakete reichen auch für (gepatcht) kleine Kleidungsstücke und sind gut zum Ausprobieren oder um etwas an Kombinationen und verschiedenen Stoffarten dazuhaben. -
Druckknöpfe
Bei Druckknöpfen sollte der Stoff vorher verstärkt werden, da durch die Belastung beim Öffnen der Druckknöpfe im zarten Stoff sonst Löcher und daraus resultierend Laufmaschen entstehen. Hierfür entweder etwas Bügeleinlage darunter bügeln oder annähen oder den Stoff mit etwas Walk verstärken. Besonders gute Erfahrung haben wir mit den 8mm Jerseydruckknöpfen von Prym gemacht und sie daher auch in den Shop aufgenommen: https://danischpur.de/products/prym-druckknopfe-jersey-ring-8-mm-60-stuck -
Walk
Walk wird, wenn er mit der Overlock vernäht wird, an den Nähten sehr wulstig, da der Stoff so dick ist. Hier empfiehlt sich die Verarbeitung mit der Nähmaschine, allerdings sollte beim Pommernwalk die Stoffkante zuvor versäubert werden. Der Kuschelwalk franst nicht aus und muss daher nicht versäubert werden. Da der Pommernwalk sowieso nicht dehnbar ist, sieht es hier besonders hübsch aus, wenn er mit Geradstich vernäht wird und anschließend eine Seite der Nahtzugabe in die eine Richtung geschlagen wird und abgesteppt und die andere Seite in die andere Richtung und ebenfalls abgesteppt. Der Kuschelwalk wirkt auch besonders hübsch, wenn er offenkantig verwendet wird. Alternativ kann er auch mit Wolltresse eingefasst werden. -
Bündchen
Wollfasern sind dehnbarer als Baumwollfasern. Daher sind auch die Wollbündchen und die WolleSeide Bündchen dehnbarer als die meisten Baumwollbündchen. Wir empfehlen hier beim Vernähen einen Faktor von höchstens 0,6. Einige nähen sogar lieber mit dem Faktor 0,5. Generell ist auch der Wolljersey und der WolleSeide Stoff gut als Bündchen geeignet, da beide Stoffe sehr dehnbar sind. Allerdings empfehlen wir hier bei der Verwendung als Bauchbündchen immer noch ein Gummiband mit einzuziehen. -
Wollfleece muss nicht versäubert werden und kann auch gut offenkantig gelassen werden. Auch hier ist ein Abschluss mit einer Wolltresse möglich, was z.B. bei den von euch so sehr geliebten Wollfleecedecken sehr schick aussieht.
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Wollfrottee fusselt beim Zuschneiden ein wenig - hier ist ein offenkantiger Abschluß nicht ratsam, da der Rand sonst irgendwann unschön aussieht. Eine Versäuberung vor dem Nähen ist aber nicht nötig. Generell kann Wollfrottee mit den gleichen Tipps wie Wolle/Seide genäht werden, nur muss nicht zwingend eine Nummer kleiner genäht werden, da der Stoff nicht ganz so dehnbar wie WS ist.
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Nahtband - im Shop haben wir auch Nahtband - https://danischpur.de/products/vlieseline-nahtband-flexibel-15-mm-50-m-weiss- welches in die Nähte eingenäht werden kann, die besonders starker Dehnung ausgesetzt sind, wie z.B. die Schulterarmnaht oder die Ausschnittnaht. Hierfür bügeln wir das Formband kurz an den (z.B.) Ausschnitt bevor das Halsbündchen angesetzt wird. Beim Annähen des Halsbündchens verschwindet das Formband dann in der Naht und sorgt für Stabilisierung des Stoffes und hindert vor langfristigem Ausleihern.